Kassensturz operiert mit Falschaussage
von Redaktion
Was sich «Kassensturz» beim Beitrag zur Trinkwasser-Initiative leistet, überschreitet eindeutig die Grenze des seriösen Journalismus. Schamlos wird der Initiativtext falsch wiedergegeben, nur weil es so besser ins Sendekonzept passt. Dreister gehts nicht.
Geschlagene 16 Minuten und 13 Sekunden wird zur Primetime auf SF 1 für die Trinkwasserinitiative geweibelt. Zwei Biobauern und eine Biobäuerin dürfen sich zur Initiative äussern und die Geschäftsleitung von Bio Suisse kritisieren. Diese empfiehlt nämlich aus guten Gründen, die Trinkwasserinitiative abzulehnen. Wer eine ausgewogene Berichterstattung erwartet, ist freilich beim «Kassensturz» an der falschen Adresse. Doch die Dreistigkeit dieser Sendung setzt zu einem neuen Tiefpunkt an. Im einleitenden Erklärstück zur Initiative wird fälschlicherweise behauptet, dass Direktzahlungen nur noch erhält, wer auf Import-Futter verzichte. Dumm nur: Im Initiativtext steht klar und deutlich (Art. 104 Abs. 3 Bst. a): «Er ergänzt das bäuerliche Einkommen durch Direktzahlungen (...) unter der Voraussetzung eines ökologischen Leistungsnachweises, der (...) eine pestizidfreie Produktion und einen Tierbestand, der mit dem auf dem Betrieb produzierten Futter ernährt werden kann, umfasst.» Von Import-Futter steht da kein Wort.
Futterimport aus dem Nachbardorf: Nicht erlaubt
Klar, wer nur auf dem Betrieb produziertes Futter einsetzen darf, darf auch nichts importieren. Doch das greift deutlich zu kurz. Der Punkt ist: Der Initiativtext ist so restriktiv, dass sie auch die meisten Bio-Betriebe in grösste Probleme bringen dürfte. Aus dem Nachbardorf Futter zukaufen? Nicht erlaubt. Das hat nichts mit Import-Futter aus dem Ausland zu tun sondern ist schlicht eine unsinnige Bestimmung, welche alleine schon die Initiative unakzeptierbar macht, eben auch für Bio Suisse. Ganz zu schweigen von den 40% Pestiziden, die für den Bio-Landbau zugelassen sind und ebenfalls verboten würden. Doch davon selbstverständlich kein Wort in der Sendung.
Nahrungsmittelimport aus dem Ausland: Erlaubt
In der Sendung verteidigt Bio Suisse Präsident Urs Brändli die Haltung seines Verbandes vor allem mit dem Argument, dass der Markt eine erzwungene massive Ausweitung des Bio-Angebotes nicht aufnehmen würde und somit die Preise zusammensacken, was wiederum für viele Betriebe einen betriebswirtschaftlichen Grossschaden bedeuten dürfte. Bei einem aktuellen Bio-Marktanteil von rund 11 Prozent sicherlich ein schlagendes Argument. Die Folge? Anstatt regionale Schweizer Produkte würden massiv günstige Nahrungsmittel importiert, aus allen Herren Ländern und mit allen möglichen Produktionsmethoden hergestellt.
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«Kassensturz» vom 6. April 2021
Artikel in der Sonntagszeitung vom 11. April 2021: SRF wird Einseitigkeit vorgeworfen
Artikel Kleinreport: «Importfutter»: «Kassensturz» geht der Trinkwasser-Initiative auf den Leim