«Die heutige Schweizer Agrarpolitik ist ein Auslaufmodell»

von Redaktion

In der jüngsten Ausgabe von «die Grüne» wurde über den Sinn und Unsinn der AP22+ diskutiert. Zu Wort kam auch der Präsident der IG Bauern Unternehmen, Samuel Guggisberg.

Die AP22+ führt leider nur die Politik der vergangenen zwanzig Jahre fort. Es braucht jedoch eine Neuausrichtung. Unternehmertum muss gefördert und Bürokratie reduziert werden. Bauern sind Produzenten von Lebensmitteln und keine Landschaftspfleger. Finanzielle Unterstützung sollten sie deshalb primär für die Produktion von auf dem Markt nachgefragten Lebensmitteln erhalten.

In einem pointierten Editorial schreibt Jürg Vollmer, Chefredaktor von «die Grüne», die AP22+ gehöre auf dem «Misthaufen der Geschichte». Er möchte damit eine Diskussion über die Zukunft der Schweizer Agrarpolitik lancieren. Auch die IG BauernUnternehemen ist der Ansicht, dass es dringend Reformen braucht. Der Präsident der IG BauernUnternehmen, Samuel Guggisberg, mischte sich in die Debatte ein und präsentierte seine Sicht zur Schweizer Agrarpolitik.

Abbau von Bürokratie
Die ausufernde Bürokratie muss gestoppt werden: «Die AP22+ ist überladen: Anstatt zu vereinfachen und zu überarbeiten wurden neue Gesetzestexte erschaffen. Dies führt zu mehr Bürokratie und verfehlt damit ein Hauptziel, den Abbau des bürokratischen Aufwandes für Bauernbetriebe», sagt Guggisberg in «die Grüne». Es brauche eine drastische Reduktion der Büro- und Aufzeichnungs-Pflicht zugunsten einer optimierten Lebensmittelproduktion. Doppelspurigkeiten wie die doppelte Medikamentenaufzeichnung von Tierarzt und Landwirt müssten vermieden werden.

Es muss grundlegend über die Aufgabe der Bauern nachgedacht werden. Anstatt sie zu reinen Landschaftspflegern zu machen, sollten sie sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können: Die Produktion von Lebensmitteln. Deshalb fordert Guggisberg: «Die Landwirtschaft soll prinzipiell für die Produktion von hochwertigen und regionalen Lebensmittel finanziell unterstützt werden und nicht für die Landschaftspflege. Es fehlen Ansätze, um Lebensmittelproduktion und Unternehmertum zu fördern. Die in der AP22+ angestrebte weitere Extensivierung der Landwirtschaft widerspricht dem vom Volk geäusserten und in der Verfassung verankerten Willen zur Ernährungssicherheit.»

Mehr Markt
Generell sollten Anreize geschaffen werden, damit Bauern mehr für den Markt produzieren. Produkte, die nicht nachgefragt sind, sollten auch keine finanzielle Unterstützung erhalten. Guggisberg meint: «Die Förderung einzelner Kulturen muss ein Konzept haben. Es darf nicht sein, dass Hochstammbäume über Jahr gefördert werden – sobald diese aber Früchte tragen, interessiert sich niemand mehr für die Ernte.» Die Verantwortung der Konsumenten sollte zudem stärker betont werden: «Die heutige Schweizer Agrarpolitik ist ein Auslaufmodell. Die Mehrwerte für Produkte, die mehr ökologische Auflagen erfüllen, sollten am Markt abgeholt werden (also vom Konsumenten und nicht via Direktzahlungen finanziert werden).»

Letztendlich ist die Agrarpolitik AP22+ die indirekte Umsetzung der beiden Agrar-Initiativen.  «Sie treibt eine «Schein»- Ökologisierung der Schweizer Landwirtschaft voran und führt dazu, dass unser Selbstversorgungsgrad sinkt. Es braucht deshalb einen Neustart in der Agrarpolitik», sagt Guggisberg.

 

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Jürg Vollmer, Chefredaktor von «die grüne», kritisiert die AP 22+ in der Ausgabe vom 26. Januar 2021 scharf. Und trifft den Nagel voll auf den Kopf.

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die grüne, 26. Januar 2021

 

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